Sonntag, 20. November 2011

omnia vincit amor

Die lieblingslocation war mal wieder total überfüllt und wir waren mal wieder nicht vorausschauend genug einen tisch zu reservieren. So kam es, dass ich mich an einem tisch wiederfand in gesellschaft eines sehr unglücklich drein blickenden mannes, der in seinen „ der aktionär“ vertieft war. Schließlich trudelten auch meine freunde ein, sodass ich nicht allzu lange allein in seiner gesellschaft verbringen musste. wir lachten viel, was dem guten allerdings nicht gefiel. den unglücklichen blick transformierte er in einen vorwurfsvollen blick. Nach dem 4 vorwurfsvollen blick versuchte ich ihn mit einer diskussion über anlagestrategien zu besänftigen. LVMH aktien kaufen oder doch lieber in nestlé investieren. Oder doch besser nur in die LV-taschen? Nach 10 minuten börseninsights stimmte sich sein blick milder. Schließlich betrachtete er sich als teil der runde. Ein abend mit freunden sozusagen.

Er rutschte ein stück näher und erzählte auf einmal, dass er viel eher bereit sei für einen abend an meiner seite (inklusive essen gehen theater) und anschließendem kuss 300 € auszugeben, als für ein seidentuch von hermes. (seine worte überhörte ich gekonnt.) schließlich plauderte er ein wenig aus dem nähkästchen und auch das thema religion blieb nicht außen vor. Eine sehr merkwürdige bemerkung seinerseits zu einem meiner freunde ließ mich aufhorchen. Naiv ließ ich ein: „ ach, bist du etwa katholisch?“ mit einfließen. Er griff sich kurz an den hals und zeigt der sichtlich irritierten runde seinen ans kreuz genagelten jesus (herzlichen glückwunsch!). damit nicht genug: „ aber nicht so mit kein sex vor der ehe und so“ (ein bedeutungsvoller blick in meine richtung) stille am tisch. Ignorieren und überhören vortäuschen war kaum noch möglich und auch irgendwie zwecklos. Schließlich erfuhren wir seinen gesamten lebenslauf einschließlich haushaltsnettoeinkommen, wohnort und exfrauen. Am ende wussten wir ganz genau bescheid (ob wir wollten oder nicht!!). er betrachtete sich als teil der runde und die zahlreichen versuche ihn loszuwerden schlugen fehl. („ähm, wir wollten doch noch in die altstadt.“, „oh, wohin denn? Da komme ich mit...“) Schließlich meinte er, dass es langsam zeit sein zu gehen. (stille erleichterung machte sich breit) nicht allerdings, ohne vorher eine straße inklusive hausnummer auf einen bierdeckel zu kritzeln und mir über den tisch zu schieben. Unschuldig guckend frage

ich: „und?, was bitte soll ich damit?“

Er: „da wohne ich!“

Ich: „aha, schön für dich!“

Er: „ist gleich um die ecke“

Ich: „super, hast du dir ja ne tolle lage ausgesucht, ist sicher nicht ganz günstig“ (ablenken!!)

Er: (geht nicht drauf ein): „kommst du jetzt mit?“

Ich: „wieso sollte ich?“

Er: „ das wirst du dann schon sehen!“

Ich: „das glaube ich nicht!“

Er: „ach komm, nur kuscheln und n bisschen knutschen“

Ich: „willst du dir eine fangen?“

Er: (wiederholt gebetsmühlenartig): „nur KUSCHELN“

Ein freund von mir interveniert: „man, raffst du es nicht LASS SIE IN RUHE!“

Er kramt in seiner tasche und legt mir seine karte mit den worten: „falls du es dir anders überlegst, wir können auch mal so einen kaffee trinken oder ins theater“ auf den tisch und verlässt mt einem tiefen blick in meine augen das lokal.

Jetzt weiss ich alles was ich vorher auch schon wusste: Seinen namen, akademischen titel, inklusive der jobbezeichnung: investmentbanker und stromhändler nur ein kleines detail, spring mir besonders ins auge: direkt über namen und titel steht in geschwungenen Lettern folgendes geschrieben: omnia vincit amor

So,so...da weiß ich jetzt also bescheid.

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